Alfa Pendular (Pendoluso) – Hochgeschwindigkeitszug in Portugal

Pendoluso Alfa Pendular auf der Eurailspeed 2002 – 2002 © Carlos Pérez Arnau

Pendoluso Alfa Pendular auf der Eurailspeed 2002 – 2002 © Carlos Pérez Arnau

Die Rahmenbedingungen

Portugal zählt mit rund 10,3 Millionen Einwohnern zu den kleineren Ländern Europas. Der Großraum Lissabon und die nördliche Metropolregion Porto sind die bevölkerungsreichten Agglomerationen des Landes. Das weitmaschige Breitspur-Schienennetz Portugals hat eine Gesamtlänge von lediglich rund 2800 Kilometern. Das Reisendenaufkommen auf der Schiene beschränkt sich im Großen und Ganzen auf die einheimische Bevölkerung zwischen den Metropolregionen. Außerdem ist Portugal geographisch gesehen kein Transitland, das internationale Güter- oder Personenverkehre bewältigen müsste.

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Die Herstellung der Pendoluso-Neigezüge

Dennoch entschied sich die staatliche portugiesische Eisenbahngesellschaft Comboios de Portugal (CP) Mitte der 1990er Jahre, die lokbespannten Züge zwischen Lissabon und Porto durch Hochgeschwindigkeitszüge zu ersetzen. Der Bau einer Schnellfahrstrecke lohnte sich nicht. Stattdessen sollte die bestehende Trasse modernisiert und so gut es geht begradigt werden. Beim rollenden Material fiel die Wahl auf Pendolino-Neigezüge, die in Portugal auch „Pendoluso‟ genannt werden. Insgesamt 10 sechsteilige Elektrotriebwagenzüge vom Typ ETR 460 wurden im Februar 1996 in Auftrag gegeben. An der Fertigung waren Fiat Ferroviaria (Neigetechnik, Fahrgestelle), Siemens (elektrische Ausrüstung) und Adtranz (Wagenbau) beteiligt. Die Auslieferung der Fahrzeuge fand zwischen 1998 und 2000 statt: Die ersten fünf Züge rollten zwischen Dezember 1998 und September 1999 an. Die zweite Lieferung erfolgte bis 2000. Auf der Bahnmesse Eurailspeed 2002 wurde der Alfa Pendular dem Publikum präsentiert.

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Alfa-Pendular-Hochgeschwindigkeitszüge im Plandienst

Nach den Einstell- und Zulassungsfahrten wurde am 1. Juli 1999 der Plandienst zwischen Lissabon und Porto aufgenommen. Da der Streckenausbau noch nicht weit fortgeschritten war, musste die Höchstgeschwindigkeit vorerst auf lediglich 160 Stundenkilometer begrenzt werden. Für die 336 Kilometer lange Distanz benötigten die „Alfa Pendular‟ genannten Züge dreieinhalb Stunden. Erst im Sommer 2001 waren die Ausbaumaßnahmen abgeschlossen und auf Teilabschnitten konnten die Neigezüge mit 180 km/h verkehren. Schließlich wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 220 Stundenkilometer angehoben, für die die Alfa-Pendular-Züge technisch zugelassen sind. Doch das Einsatzgebiet der auch „Pendoluso‟ genannten Neigezüge dehnt sich über die Stammstrecken 'gen Norden bis nach Braga und im Süden bis nach Faro aus.

Die Breitspur-Pendolino-Hochgeschwindigkeitszüge verrichten zuverlässig ihren Dienst und sind ob ihres Komforts bei den Reisenden beliebt. Trotzdem ist die Reisezeit von knapp drei Stunden noch sehr lang, weswegen die Ausbaustrecke durch eine Schnellfahrstrecke ersetzt werden sollte. Dann kam jedoch die Finanzkrise und zwang, das Großprojekt vorerst zurückzustellen. Weiterhin war eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Lissabon durch den Osten des Landes nach Badajoz geplant, mit direktem Anschluss an das spanische AVE-Schnellfahrstreckennetz. Im Endausbau würde die portugiesische Hauptstadt auf der Schiene nur noch 2 Stunden 45 Minuten von Madrid entfernt sein. Doch auch in diesem Fall verschwanden die Pläne aus Kostengründen in der Schublade.

Am 31. Juli 2020 kam es zwischen Entroncamento und Mangualde zu einem schweren Unfall. Ein Wartungsfahrzeug überfuhr ein rotes Signal und gelangte auf das Hauptgleis, auf dem ein Hochgeschwindigkeitszug herannahte. Trotz Vollbremsung prallte der Alfa Pendular Nummer 4005 mit 190 Stundenkilometern Geschwindigkeit auf das Wartungsfahrzeug. Zwei Menschen kamen ums Leben und 43 wurden teils schwer verletzt. Die Pendoluso-Garnitur konnte nicht wieder für den Plandienst repariert werden.

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Technik und Ausstattung des Alfa Pendular

Wie bereits erwähnt, sind die Neigezüge technische Derivate des italienischen ETR 460. Allerdings mussten die Fahrgestelle an die portugiesische Breitspur von 1668 mm angepasst werden. Ein Drittel aller Achsen sind angetrieben. In den Kurven können sich die Pendoluso-Züge um acht Grad neigen. Die vollklimatisierten Garnituren bieten insgesamt 299 Reisenden einen Sitzplatz – 96 in der ersten und 203 in der zweiten Wagenklasse. Für mobilitäts-eingeschränkte Fahrgäste sind zwei Rollstuhlplätze vorhanden. Ebenso sind ein Behindertenlift und eine behindertengerechte Toilette vorhanden. Ab 2016 wurden alle 10 Einheiten generalüberholt und bekamen einen neue, silberne Lackierung mit grünen Zierstreifen. Die 18 Millionen Euro teure Modernisierung lohnte sich, denn eine neue Generation an Hochgeschwindigkeitszügen wird wegen der angespannten Finanzlage noch länger auf sich warten lassen.

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Alfa Pendular: Einsatzgebiet


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Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:Alfa Pendular, Baureihe 4000 (4001-4010) Spitzname: Pendoluso
Einsatzland:Portugal
Hersteller:Fiat Ferroviaria, Siemens, Adtranz
Anzahl der Züge:10 Züge
Anzahl der Züge im Detail:Eine Einheit wurde nach einem Unfall im Jahr 2020 verschrottet.
Zugtyp:Triebwagenzug
Anzahl der Mittelwagen:4 Mittelwagen
Anzahl der Endwagen:2 Endwagen
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant:96 / 203 / ---
Sitzplätze im Detail:gemäß anderen Quellen: insg. 301 Sitzplätze bzw. 314 Sitzplätze.
Baujahre:1998–2000
Spurweite:1668 mm
Stromsystem(e):25 kV 50 Hz
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:220 km/h
Antriebsleistung des Zuges:4.080 kW ( 8 x 510 kW )
Jakobsdrehgestelle:Nein
Neigetechnik:Ja ( 8° )
Zug fährt auch in Traktion:Nein
Anzahl der Achsen / davon angetrieben:24 / 8
Achsformel:(1A)(A1)+(1A)(A1)+2'2'+2'2'+(1A)(A1)+(1A)(A1)
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen:25.900 / --- / --- mm
Länge / Breite / Höhe der Endwagen:27.650 / --- / --- mm
Leergewicht:298,3 t
Zuglänge:158,9 m

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Quellenangaben

  1. „Pendoluso für Portugal“, Eisenbahn-Revue International, Ausgabe 7–8.1998, S. 300, 301.
  2. „Elektrischer Triebzug CPA – Serie 4000 (Pendoluso), Portugal“, Website Siemens Transportation Systems, aufgerufen am 01.10.2006.
  3. Thomas Estler: „Schnelle Züge weltweit“, Transpress-Verlag Stuttgart, 1. Auflage 2011, S. 62, 63.
  4. Tomas Meyer-Eppler: „Bildatlas der schnellsten Züge“, GeraMond-Verlag München, 2011, S. 81.
  5. „CP to refurbish Alfa Pendular trainsets“, Railway Gazette, News vom 28.01.2016.
  6. „Soure train crash“, Englischsprachige Wikipedia, aufgerufen am 11.07.2021.