Hochgeschwindigkeitszüge in Schweden
Auch in Schweden nahm man Ende der Sechzigerjahre Notiz vom Erfolg der japanischen Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Tokio und Osaka. Für Schweden kam eine neue Hauptstrecke für hohe Geschwindigkeiten allerdings nicht infrage – bei einer Bevölkerung von knapp 8 Millionen Einwohnern könnte sie nicht rentabel betrieben werden.[1] 1969 setzten die Schwedischen Staatsbahnen (SJ) daher auf die Neigetechnik, um auf dem bogenreichen Bestandsnetz schneller als herkömmliche Züge fahren zu können. Trotz der ermutigenden Erfolge mit Versuchszügen kam es über Jahre hinweg zu keiner Bestellung von Serienzügen. Erst 1986 wurde die Herstellung von 20 sechsteiligen Neigezügen mit der Baureihenbezeichnung X2 besiegelt.[1] Eine besondere Herausforderung an die Fahrzeuge und deren Neigetechnik stellen die schneereichen und kalten Winter dar.[2] Im September 1990 begann der Plandienst und in den Folgejahren wechselten viele Reisende vom Flugzeug zum „Hochgeschwindigkeitszug“.[1] Die 43 Neigezüge verkehren unter den Markennamen X 2000 bzw. SJ 2000.[1][3]
Der kontinuierliche Fahrgastzuwachs auf der Schiene erforderte die Beschaffung neuer schneller Züge. 2008 entschied sich die SJ zum Kauf von 20 vierteiligen „Regina“-Zügen, die allerdings nur für 200 km/h ausgelegt sind und die Baureihennummer X55 tragen. Seit 2012 ergänzen die komfortablen Fernverkehrszüge ohne Neigetechnik die X2-Garnituren.[4][5]
Die Bahn in Schweden orderte 2022 eine neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen. Alstom darf 25 „Zefiro Express“-Züge herstellen, die für 250 km/h ausgelegt und für den internationalen Verkehr in Schweden, Dänemark und Norwegen vorbereitet sind. Die Auslieferung soll ab 2026 beginnen.[6]
Angefacht vom Erfolg der X2-Züge beschloss die schwedische Regierung doch den Bau von Neubaustrecken, auf denen allerdings höchstens 200 km/h gefahren werden darf. Trotz Mischverkehr (Güter- und Personenzüge) können sie nicht kostendeckend betrieben werden.[7] Dennoch gibt es immer wieder Anläufe für neue Trassen, auf denen Superzüge mit bis zu 320 km/h verkehren sollen.[8] 2023 ruderte die Regierung jedoch wieder zurück. Es soll sich vorrangig um die Sanierung der vernachlässigten Bestandsstrecken gekümmert werden.[9][10]
X2 / X 2000 – Schweden
Quellenangaben
- Murray Hughes: „Die Hochgeschwindigkeitsstory – Eisenbahnen auf Rekordfahrten“, Alba Publikation AIF Teloeken GmbH + Co. KG, Düsseldorf, 1994, S. 40–43.
- „High-speed train operation in winter climate – a study on winter related problems and solutions applied in sweden, norway and finland“, transrail, grönatåget, BVF5 Winter R1.1 060703
- „SJ to refurbish and repower its SJ2000 fleet“, Railway Gazette International, 17.01.2014.
- „SJ bestellen schnelle Triebzüge und erneuern Nachtzüge“, Eisenbahn-Revue International, 2/2008, S. 88.
- „Doch nur 200 km/h“, Eisenbahn-Revue International, 7/2008, S. 352.
- „Alstom to deliver 25 high-speed trains to Sweden“, Alstom Press Release, 06.04.2022.
- „Schwedische NBS wenig gefragt“, Eisenbahn-Revue International, 10/2015, S. 508.
- „National plan backs 320 km/h target“, Railway Gazette International, 04.06.2018.
- „Schienenrisse in Schweden“, Eisenbahn-Revue International, 10/2015, S. 508.
- „Schweden: Weniger Hochgeschwindigkeit – Die Regierung schaltet bei der Eisenbahninfrastruktur einen Gang zurück“, Lok-Report, 04.01.2023.