High Speed 1 – Hochgeschwindigkeitsstrecke in England
Die ersten Hochgeschwindigkeitszüge in England und Schottland
England ist das Geburtsland der Eisenbahn. 1829 wurde die erste Dampflokomotive – The Rocket – zwischen Liverpool und Manchester in Betrieb genommen. Bereits am 3. Juli 1938 stellte auf britischem Boden eine Schnellzug-Dampflokomotive der Klasse A4 mit dem Namen „Mallard“ mit 201,2 km/h einen Weltrekord für Dampflokomotiven auf. Bis dahin deutete alles darauf hin, dass die Eisenbahn im britischen Königreich eine rosige Zukunft haben könne.
Doch der Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur hinkten der Zeit hinterher. Auch der gestalterisch unansehnliche Fuhrpark veraltete zusehends. Zwar nahm man den großen Erfolg des Japanischen Shinkansen Mitte der 60er Jahre wahr, aber niemand wollte Geld in neue, gerade Strecken investieren. Stattdessen entwickelten die Ingenieure einen Hochgeschwindigkeitszug mit Neigetechnik, der auf dem bogenreichen Streckennetz von London nach Glasgow mit bis zu 250 Stundenkilometer verkehren sollte. Doch der ultramoderne Advanced Passenger Train floppte und die Wahl fiel auf Dieseltriebzüge der Serie 43. Diese sogenannten High-Speed-Trains (HST) wurden das Rückgrat des schnellen Intercityverkehrs mit bis zu 201 km/h Spitze.
1994: Eurotunnel
Angesichts der Feindseligkeit der Briten gegenüber dem Projekt, den Ärmelkanal mit der Bahn zu unterqueren, ist die Realisierung des Eurotunnels ein modernes Wunder. Doch als 1994 die ersten Hochgeschwindigkeitszüge zwischen London und Paris in Betrieb gingen, fehlte in England eine moderne Schnellfahrstrecke. So mussten die Eurostar-Züge mit gemächlichen 160 km/h durch die Grafschaft Kent bummeln. Nur auf französischem Boden konnten die Hochgeschwindigkeitszüge auf 300 km/h beschleunigen. Siehe auch Details zum Eurotunnel.
High Speed 1 (HS1)
Erst als der Bau des Eurotunnels unumkehrbar weit fortgeschritten war, fing man in England mit dem Bau der ersten Schnellfahrstrecke in Großbritannien an – dem Channel Tunnel Rail Link, der später in High Speed 1 umbenannt wurde. Diese Rennstrecke wurde in zwei Abschnitten in Betrieb genommen. Das erste, 74 Teilstück vom Kanaltunnel bis Fawkham Junction wurde am 16.09.2003 eröffnet und am 28. September konnte der normale Betrieb durch Kent aufgenommen werden. Seitdem dauerte die Fahrt von London nach Paris nur noch 2 Stunden und 35 Minuten, was einen Fahrzeitgewinn von 20 Minuten bedeutete. Seit dem 14. November 2007 kann die gesamte, 113 Kilometer lange Schnellfahrstrecke von bis zu 300 km/h schnellen Zügen genutzt werden. Eine Fahrt von Paris nach London ohne Zwischenstopp dauert nur noch 2 Stunden 15 Minuten. Brüssel ist von London nur noch 1 Stunde 51 Minuten entfernt. Zwischen Lille und London benötigen die Fahrgäste gar nur noch 1 Stunde 20 Minuten. Übrigens stellte am 30. Juli 2003 eine Eurostar-Komposition bei Versuchsfahrten auf dem 1. Abschnitt der Schnellfahrstrecke mit 334,7 km/h (208,0 mph) einen neuen britischen Rekord auf.
High Speed 2 (HS2)
2020 wurde mit dem Bau einer zweiten Neubaustrecke begonnen. Sie wird High Speed 2 genannt und soll in drei Phasen entstehen. Der erste Abschnitt (Phase 1) führt von London nach Birmingham. Erst zwischen 2029 und 2033 sollen die ersten Hochgeschwindigkeitszüge die 220 Kilometer lange Schnellfahrstrecke nutzen können. Der zweite Abschnitt (Phase 2) wird abermals zeitlich geteilt – in ein 69 Kilometer langes Teilstück zwischen Birmingham und Crewe (Phase 2a), in eine 82 Kilometer lange Trasse zwischen Crewe und Manchester (Phase 2b) sowie in einen 198 Kilometer langen Neubauabschnitt zwischen Birmingham und Leeds (ebenfalls Phase 2b). Doch der zweite Abschnitt ist bis dato (Stand: 2022) noch nicht in Stein gemeißelt.
Privatisierung der British Rail und wichtige Streckennamen
Mitte der 90er Jahre wurde die British Railways privatisiert. Seitdem sind etliche Betreiber damit beschäftigt, modernes Rollmaterial zu beschaffen und die veralteten Züge der Serien 43 und 91 abzulösen. Durch die Vielzahl der Franchise-Unternehmen, die zudem fusioniert oder von anderen Privatbetreibern übernommen wurden, ist ein aktueller Überblick kaum möglich. Nachfolgend ist eine Karte mit den wichtigsten Hauptstrecken in England, Schottland und Wales zu sehen. Farbig hervorgehobene Linien tragen in Großbritannien wichtige Eigennamen, die über den Button „Strecken-Infos“ ein- und ausgeblendet werden können. Diese zu kennen ist für das Verständnis über die Einsatzgebiete der verschiedenen Hochgeschwindigkeitszüge essenziell.