California High Speed Rail Project

California High-Speed Rail – 16.05.2023 © Justin Chechourka

California High-Speed Rail – 16.05.2023 © Justin Chechourka

Superzüge: USA stecken in den Kinderschuhen

Während sich in Europa und Asien Hochgeschwindigkeitszüge ungebremst großer Beliebtheit erfreuen, zögern die USA seit Jahrzehnten, ebenfalls auf die schnelle Schiene zu setzen. Bisher profitiert nur der North-East-Corridor (NEC) vom Acela, der wegen fehlender Schnellfahrstrecken jedoch nicht sein volles Potential entfalten kann.[1] Neben dem Nord-Ost-Korridor gab und gibt es in den USA weitere Hochgeschwindigkeitsprojekte, die je nach Regierung mal mehr, mal weniger gefördert werden.[2][3]

In diesem Artikel geht es vorrangig um das „California High-Speed Rail“-Projekt, das bereits sehr weit gediehen ist. Die Wurzeln gehen auf das Jahr 1996 zurück, als die California High-Speed Rail Authority gegründet wurde, mit der Absicht, ein Hochgeschwindigkeits-Netz zu errichten, das den Süden Kaliforniens mit dem Norden verbinden sollte.[4] Diese Behörde ist für die Planung, den Bau und den Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen verantwortlich.[5]

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Unterstützung aus Japan

2005 kam der Staat Kalifornien und die japanischen Regierung überein, Informationen über Technologien auszutauschen, die den Shinkansen in Japan zum Erfolg verhalfen.[4]

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Wiederholte Planänderungen an der Strecke

In den darauffolgenden Jahren legte die CHSRA der Regierung mehrere Businesspläne vor, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts aufzuzeigen.[6] Im April 2012 war zu lesen, dass die ursprünglich 1100 Kilometer lange Neubaustrecke auf eine nur 480 Kilometer kurze Schnellfahrstrecke geschrumpft sei. Diese ist ein Kernstück einer Verbindung zwischen Merced und dem San Fernando Valley bei Los Angeles. Bestehende Gleisanlagen vor und nach der Neubaustrecke sollen für höhere Geschwindigkeiten ertüchtigt werden. Das würde eine Kosteneinsparung von 30 Milliarden US-Dollar auf 68,4 Milliarden Dollar bedeuten – Stand 2012.[7] 2013 wurden die ersten Verträge mit Baufirmen gemacht.[8] Die San Francisco Bay Area wäre insgesamt 836 Schienen-Kilometer von Los Angeles entfernt.[9] Spatenstich war am 06.01.2014. Eine Anbindung der Städte Sacramento im Norden und San Diego im Süden würde das Hochgeschwindigkeits-Netz auf 1280 Kilometer vergrößern mit Anschluss von bis zu 24 Bahnhöfen.[10][11] Doch in den folgenden Jahren liefen die Kosten aus dem Ruder. Alleine für ein 191 Kilometer langes Teilstück von Silicon Valley ins Central Valley wurde von den anvisierten 64,2 Milliarden US-Dollar 77,3 Milliarden Dollar teuer.[12] 2022 sah die Situation noch schlimmer aus: „Fehleinschätzungen, Planungsfehler, Missmanagement, Finanzprobleme und Widerstand von Interessengruppen hatten das Projekt […] aus der Bahn geworfen. […] Vor allem republikanische Politiker fordern, das Geld lieber in Highways und Flughäfen zu investieren.“[13]

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California High-Speed Rail Projekt und Brightline West Projekt

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Vorgaben für das rollende Material

Obwohl Informationen zum Betrieb von Shinkansen-Zügen zur Verfügung standen, bedeutete dies nicht, sich auf den Import von Hochgeschwindigkeitszügen aus Japan zu beschränken. Kalifornien möchte auf im Alltag bewährte Züge zurückgreifen, die über 5 Jahre erfolgreich mit mindestens 300 km/h im Betrieb sind. Doppelstockzüge kämen nicht infrage. Eine Garnitur müsse 205 Meter lang sein, 450 Reisenden Platz bieten und diese mit 220 Meilen pro Stunde (354 km/h) befördern.[9] Bereits im Januar wurde die Höchstgeschwindigkeit künftiger Züge auf umgerechnet 320 km/h reduziert. Trotzdem sei eine Reisezeit zwischen Los Angeles und San Francisco von unter drei Stunden möglich. Der Fahrgastbetrieb sollte 2029 starten.[10][11] Im August 2023 startete Kalifornien ein Ausschreibungsverfahren für Hochgeschwindigkeitszüge, die 220 Meilen pro Stunde zurücklegen können müssen.[14] Die ersten beiden von insgesamt sechs Zügen sollen 2028 für Testfahrten bereitstehen. Die übrigen vier Garnituren wären ab Ende 2030 nötig, um den Vorlaufbetrieb auf dem Schnellfahrstreckenabschnitt Merced – Baskersfield zu ermöglichen.[15] Im Januar 2024 gab die California High-Speed Rail Authority bekannt, dass nur noch Alstom und Siemens im Rennen sind.[16]

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Quellenangaben

  1. Mark Walker: „After Years of Delays, Amtrak Moves Toward Faster Trains in the Northeast“, The New York Times, 13.01.2024.
  2. „Obama plant Bahn-Hochleistungsnetz in den USA“, Yahoo Nachrichten, 18.04.2009.
  3. „Bundes-Milliarden für den Ausbau des Bahnverkehrs in den USA“, Eisenbahn-Revue International, 8–9/2011, S. 409.
  4. Marisa Lagos: „State signs deal with Japan in S.F.“, The San Francisco Examiner, 28.09.2005.
  5. Website hsr.ca.gov/about, abgerufen am 31.05.2024.
  6. Website hsr.ca.gov/about/high-speed-rail-business-plans/, abgerufen am 31.05.2024.
  7. „California revises high speed plans again“, Railway Gazette International, 03.04.2012.
  8. California High Speed Rail Authority invites interest in second construction package“, Railway Gazette International, 11.10.2013.
  9. „California begins high speed rolling stock procurement“, Railway Gazette International, 03.10.2014.
  10. „Comienzan las obras de la línea de alta velocidad de California“, Vía libre actubre 2014, S. 47–51.
  11. „‘We will ride’ vow at high speed ceremony“, Railway Gazette International, Februar 2015, S. 7.
  12. David Briginshaw: „California HS costs soar as completion date pushed back“, Railjournal.com, 14.03.2018.
  13. Axel Postinett: „Neue Epoche der Hochgeschwindigkeitszüge: USA setzen auf Siemens“, Handelsblatt, 15.10.2022.
  14. „Vereinigte Staaten: Kalifornien startet Ausschreibungsverfahren für Hochgeschwindigkeitszüge“, Lok-Report, 29.08.2023.
  15. „California High-Speed Rail Authority begins procurement of 355 km/h trains“, Railway Gazette International, 25.08.2023.
  16. „Californian high speed train shortlist announced“, Railway Gazette International, 08.01.2024.