Hochgeschwindigkeitszüge in den USA

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Eisenbahn das Verkehrsmittel Nummer eins in den USA. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg gewann der Individualverkehr rasch an Bedeutung. Und lange Distanzen wurden mit Flugzeugen zurückgelegt. Mit Luxuszügen versuchten die Bahnbetreiber, ihre Kunden zu halten. Leider war das Geschäft defizitär, was zum Einstellen der meisten Eisenbahn-Fernverkehrslinien führte. Schließlich wurde das halbstaatliche Unternehmen Amtrak gegründet, das seit 1971 den Großteil des schienengebundenen Personenfernverkehrs innerhalb der USA bewältigt.

Erst recht spät versuchte Amtrak, mit Hilfe von Hochgeschwindigkeitszügen Kunden zurückzugewinnen. Kandidaten waren der deutsche Transrapid, der ICE, der schwedische X2000 und der französische TGV. Ein ICE-1-Zug und ein X2000 wurden für Werbezwecke extra nach Amerika verschifft! Zuerst zeigte der X2000, was in ihm steckte und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h. Vom 17. Juli bis 3. Oktober 1993 war der „ice-train“ auf Amerika-Tournee, danach stand er bis Dezember des gleichen Jahres im Metrolinerdienst zwischen Washington und New York. Auch der ICE fuhr mit 260 km/h für die USA rekordverdächtige Geschwindigkeiten. Doch beide hatten letztendlich das Nachsehen.

Im Folgenden werden die Hochgeschwindigkeitszüge in chronologischer Reihenfolge vorgestellt, die ab Mitte der Neunzigerjahre tatsächlich beschafft wurden bzw. werden.


Acela – USA

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 264 km/h – Inbetriebnahme: 11.12.2000
Acela Express Garnitur 2031 im Bahnhof Boston South.
Der Acela Express ist ein entfernter Verwandter des französischen TGV. 20 Hochgeschwindigkeitszüge verkehren auf dem Nordost-Korridor zwischen Washington (DC), New York und Boston. Wegen fehlender Schnellfahrstrecken erreichen die Garnituren nur 240 Stundenkilometer. Im Dezember 2012 gab Amtrak bekannt, die Acela-Einheiten ob ihrer geringen Sitzplatzkapazität keiner Generalüberholung zu unterziehen, um sie für weitere 10–15 Jahre fit zu machen, sondern durch eine neue Generation von Hochgeschwindigkeitszügen zu ersetzen.

Acela II – Avelia Liberty – USA

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 350 km/h – Baujahr: von 2016 bis 2023
Avelia Liberty auf Testfahrt zwischen Philadelphia und Washington DC.
Der Avelia Liberty von Alstom ist der Acela Express der zweiten Generation. Die 28 Züge werden zwischen 2016 und 2024 von Alstom in den USA gebaut. Die technisch für 350 km/h ausgelegten Hochgeschwindigkeitszüge dürfen auf der Strecke zwischen Washington, New York City und Boston künftig jedoch nur mit maximal 257 km/h verkehren. Dank der Tiltronix-Neigetechnik können die Avelia Liberty bogenschnell fahren. Die Betriebsaufnahme mit Fahrgästen war ursprünglich für 2021 geplant, aber die hochmodernen Züge harmonieren nicht mit der mangelhaften Infrastruktur. Ob die Avelia Liberty Garnituren noch 2024 den Plandienst aufnehmen können, ist mehr als fraglich.

American Pioneer 220 – USA

Zugelassene Höchstgeschwindigkeit: 355 km/h – Baujahr: von 2026 bis 2028
American Pioneer 220.
Brightline lässt seit 2024 eine Hochgeschwindigkeitsstrecke von Las Vegas nach Südkalifornien bauen. Sie wird 351 Kilometer lang sein und einspurig im Mittelstreifen der Interstate 15 verlaufen. Für die Herstellung des Rollmaterials fiel die Wahl auf Siemens. Zehn Hochgeschwindigkeitszüge des Typs „American Pioneer 220“ sollen in einem neuen Siemens-Werk in New York hergestellt werden. Die siebenteiligen Garnituren bekommen ein neuartiges Antriebssystem und werden im Regelbetrieb mit bis zu 355 km/h verkehren. Der Baubeginn der Superzüge ist für 2026 vorgesehen. 2028 soll das 12 Milliarden US-Dollar teure Bahnprojekt den Betrieb mit Fahrgästen aufnehmen.

California High-Speed Rail – USA

California High-Speed Rail
1996 wurde die California High-Speed Rail Authority gegründet, mit der Absicht, ein Hochgeschwindigkeits-Netz zu errichten, das den Süden Kaliforniens mit dem Norden verbinden sollte. In den darauffolgenden Jahren legte die CHSRA der Regierung mehrere Businesspläne vor, um die Wirtschaftlichkeit des Projekts aufzuzeigen. Ursprünglich war eine 1100 Kilometer lange Neubaustrecke geplant. Inzwischen ist sie auf 480 Kilometern Länge geschrumpft. Ob Siemens oder Alstom das rollende Material herstellen darf, ist mit Stand 2024 noch nicht entschieden.

Insgesamt 4 verschiedene Hochgeschwindigkeitszüge