railjet Hochgeschwindigkeitszug in Österreich, Deutschland, Ungarn u. a.

railjet in München Hbf. – 26.04.2009 © André Werske

railjet in München Hbf. – 26.04.2009 © André Werske

Ausschreibung

Die Österreichischen Bundesbahnen sahen lange Zeit keine Notwendigkeit, in Superzüge zu investieren. Entsprechende Neubaustrecken sind in einem Alpenland natürlich auch schwer zu realisieren. Offenbar stießen die deutschen ICE-Züge, die bis weit nach Österreich hineinfuhren, bei den Reisenden auf positive Resonanz. Dabei spielten sie wohl weniger ihre hohe Geschwindigkeit, sondern vielmehr den besonderen Komfort aus. Dementsprechend standen ein paar Jahre nach dem Jahrtausendwechsel neue Fahrzeuge zur Diskussion. 2004 kam beispielsweise der ICE-TD in die engere Auswahl, schied aber zugunsten elektrisch angetriebener Fahrzeuge aus. Im April 2005 schrieben die ÖBB eine Beschaffung von 23 Superzügen aus. Ein knappes Jahr später entschieden sie sich für 23 neue Fernreisezüge mit dem Namen „railjet“. Dabei handelt es sich jeweils nicht um einen Triebzug (wie z. B. ICE 1) oder Triebwagenzug (wie z.B. ICE 3), sondern um einen lokbespannten Wendezug. Ein railjet setzt sich also aus einem antriebslosen Steuerwagen, sieben nicht-motorisieren Mittelwagen und einer Taurus-Hochleistungslokomotive zusammen. Zur Kapazitätserhöhung können zwei railjet-Einheiten zu einem 14-Wagen-Zug mit zwei Loks verbunden und in Doppeltraktion betrieben werden. In Zusammenarbeit mit Österreichs größter Tageszeitung hatte ein Leservoting über das Aussehen des zukünftigen Flaggschiffs der ÖBB stattgefunden und als Sieger konnte sich die „rote“ Variante durchsetzen. Siemens durfte die 230 km/h schnellen Züge für 243,5 Millionen Euro herstellen. Die Ziehung der Option über weitere 44 Garnituren wurde im April 2007 beschlossen und im Oktober des gleichen Jahres für 540 Millionen Euro in Auftrag gegeben. Davon wollte im Jahr 2010 die Tschechische Eisenbahn wohl 16 Kompositionen ohne Lokomotiven abnehmen. Dann kam vorübergehend das Aus. 2011 hieß es wiederum, dass letztendlich nur sieben railjet-Züge in das Eigentum der tschechischen Eisenbahn übergehen – dafür aber mit angemieteten ÖBB-Mehrsystem-Taurus-Loks der Serie 1216. Im Frühjahr 2012 kam jedoch das zweite (finanzielle) Aus. Die ÖBB dagegen erwarten durch die Luxus-Züge und zusätzlichen Service einen jährlichen Zuwachs von 1,23 Millionen Passagieren.

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Einsatzgebiete in Österreich, Deutschland und Ungarn

Seine erste Fahrt machte der railjet im September von Wien nach Berlin zur InnoTrans 2008. Zum 14. Dezember 2008 nahmen die ersten vier Züge den Plandienst auf und zwar zwischen Wien und Budapest, sowie auf der Relation München – Wien – Budapest. Ab Juni 2009 wertete der railjet auch den Verkehr auf der Route Wien – Salzburg – Innsbruck auf. Ende des Jahres rollten die Hochgeschwindigkeitszüge zudem von Wien über Salzburg, Innsbruck und Bregenz sowie nach Zürich. Seit Mitte Oktober 2011 befahren die railjet-Hochgeschwindigkeitszüge auch die Südbahn. Als Relationen seien hier Wien – Villach und Wien – Graz genannt. Zu guter Letzt steht noch die Einsatzerweiterung nach Ljubljana/Zagreb und von Wien über Villach bis nach Venedig aus.

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Inneneinrichtung und Komfort

Jeder Zug bietet 408 Sitzplätze in drei Kategorien: Premium Class, Business Class und Economy Class. Natürlich weist jeder Zug alle Annehmlichkeiten eines modernen Hochgeschwindigkeitszuges auf. Für mobilitätseingeschränkte Reisende sind folgende Einrichtungen installiert: Fahrzeuggebundene Hebelifte, drei Plätze für Rollstuhlfahrer /-innen, eine barrierefreie Toilette, eine Steckdose auch für Rollstuhlbatterien, Platz für den Blindenführhund, taktile Elemente, Serviceruf und adaptierte Notrufeinrichtungen. In den beiden oberen Klassen wird ein Am-Platz-Service angeboten, Steckdosen sind ebenso selbstverständlich wie breite, druckdichte Übergänge und nach neuesten ergonomischen Erkenntnissen gebaute Sitze. Die luftgefederten Drehgestelle der Bauart AS 400 entsprechen denen des deutschen ICE 3 und sorgen für eine angenehme Laufruhe. Aufgrund der Unzufriedenheit der Reisenden werden die Bistros in vollwertige Restaurants umgebaut bzw. die übrigen 13 railjet bringen ab Werk den Restaurantwagen mit. Im Juli 2012 war zu lesen, dass auf vielfachen Kundenwunsch die Züge für die Fahrradmitnahme tauglich gemacht werden sollen. Für einen schnellen Internetzugang wurde nachträglich in allen Garnituren W-LAN eingebaut, das aber bisher nur im eigenen Land funktioniert. Es gibt natürlich Überlegungen, den Internetzugang auch in Deutschland und Tschechien zu aktivieren. In Deutschland stehen jedoch rechtliche Probleme im Weg, da T-Mobile einen Exklusivertrag hat.

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Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:railjet / Lokomotive: Baureihe 1116
Einsatzland:Österreich
Hersteller:Siemens
Herstellungskosten pro Zug im Detail:1. Bestellung: 10,6 Mio. Euro pro Zug
2. Bestellung: 12,3 Mio. Euro pro Zug
Anzahl der Züge:51 Züge
Anzahl der Züge im Detail:1. Bestellung: 23 Züge (02.2006)
2. Bestellung: 44 Züge (10.2007), davon 7 Züge für die ČD, 9 Garnituren wurden wieder abbestellt.
Zugtyp:Lokbespannter Wendezug
Anzahl der Lokomotiven:1 Lokomotive
Anzahl der Mittelwagen:6 Mittelwagen
Anzahl der Steuerwagen:1 Steuerwagen
Sitzplätze im Detail:Premium Class: 16
First Class: 76
Economy-Class: 316
Bordrestaurant (nachträglich): k.A.
Baujahre:2006–2012
Inbetriebnahme:12/2008
Spurweite:1435 mm
Stromsystem(e):15 kV 16,7 Hz
25 kV 50 Hz
Zugleitsystem(e):Jede Garnitur:
ETCS Level 2 (Schweiz)
LZB, PZB (Deutschland)

railjet-Garnituren 1 bis 23 haben zusätzlich:
Integra, ZUB, Mirel (Steuerwagen)
EMV 120 (Lok)

Garnituren 29 bis 31 haben zusätzlich nur Mirel (Steuerwagen) und EVM (Lok)
Höchstgeschwindigkeit bei Versuchsfahrten:275 km/h
am 12.07.2008 auf der Strecke St. Valentin – Amstetten
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:230 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:230 km/h
Motoren:4 Drehstrom-Asynchronmotoren
Antriebsleistung des Zuges:6.400 kW ( 4 x 1600 kW )
Anfahrzugkraft:300 kN
Jakobsdrehgestelle:Nein
Neigetechnik:Nein
Zug fährt auch in Traktion:Ja
Anzahl der Achsen / davon angetrieben:32 / 4
Federung:Luftfederung
Achslast (maximal):21.8 t
Leergewicht:417,2 t
Zuglänge:204,78 m

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