Korea Train Express (KTX) Hochgeschwindigkeitszüge in Südkorea
KTX der ersten Generation – 05.12.2014 © Wikipedia: Minseong Kim (CC BY-SA 4.0)
Der KTX im Überblick
Der französische TGV-Hersteller bekam 1993 den Zuschlag zum Bau von 46 Hochgeschwindigkeitszügen für Südkorea. Sie sind Verwandte des TGV Réseau. Die ersten 12 Einheiten wurden in Frankreich gefertigt, die übrigen 34 Züge in Südkorea. Parallel zur Fahrzeugbeschaffung entstand eine Schnellfahrstrecke von Seoul nach Busan, wegen einer Finanzkrise allerdings in zwei Etappen. Im April 2004 gingen die ersten Garnituren auf der Relation Seoul – Busan in Betrieb. Im Laufe der Jahre kamen weitere Schnellfahrstreckenabschnitte hinzu, und das KTX-Netz dehnte sich aus, was mehr Züge erforderlich machte. Doch Alstom ging bei einer Neubeschaffung von Fahrzeugen leer aus. Der Nachfolger KTX-II wurde vom heimischen Hersteller Hyundai Rotem gefertigt. Aber nach wie vor bilden die langen TGV-Züge das Rückgrat des KTX-Verkehrs.
Mit Hochgeschwindigkeitszügen und -strecken aus den Verkehrskollaps
Nach dem Koreakrieg in den Fünfzigerjahren setzte in der Republik Korea – wie Südkorea offiziell heißt – ein Wirtschaftsboom ein. Immer mehr Bürger konnten sich ein Auto leisten, was schließlich auf den Straßen zu einem Verkehrskollaps führte. Die Regierung beschloss, das Reisen mit der Bahn attraktiver zu gestalten, um mehr Menschen von der Straße auf die Schienen zu bringen. Das galt vor allem für die Fernverbindungen zwischen den Metropolen Seoul und Busan, wo 73 Prozent der 52 Millionen Einwohner Südkoreas leben. Verkehrsexperten favorisierten den Bau einer Schnellfahrstrecke und die Beschaffung von Hochgeschwindigkeitszügen.
Der Entscheid für TGV-Züge von GEC Alstom
Da die heimische Industrie noch keine Erfahrung im Bau von Hochgeschwindigkeitszügen hatte, mussten sie eingekauft werden. Japan, Frankreich und Deutschland buhlten darum, den Auftrag zur Herstellung der Züge bekommen. Schließlich siegte das Angebot des französischen TGV-Herstellers GEC Alsthom (heute: Alstom). Im Sommer 1993 wurde vertraglich vereinbart, 12 zehnteilige Garnituren in Frankreich zu fertigen und die restlichen 34 Züge durch Technologie-Transfer in Südkorea.
Bau der Schnellfahrstrecke „Gyeongbu“ – Etappe 1
Parallel zur Beschaffung der Hochgeschwindigkeitszüge musste eine komplett neue, für 350 km/h ausgelegte Schnellfahrstrecke konstruiert werden. Baubeginn war am 30. Juni 1992. Hier griff man nur teilweise auf Knowhow aus Frankreich zurück. Alstom installierte die Oberleitung sowie das Signalsystem TVM 430. Das Kontrollzentrum und die Fahrleitungsanlagen sind denen der LGV Nord in Frankreich nahezu identisch. Die meisten Arbeiten wurden aber an heimische Firmen vergeben, die mit dem Großprojekt allerdings überfordert waren – zumal die Topografie sehr viele Kunstbauten wie Brücken und Tunnel notwendig machte. Das rächte sich, als 1997/98 einige Baumängel zutage traten. Die Nachbesserungen führten zu großen Kostenüberschreitungen und Terminverschiebungen. Zur gleichen Zeit setzte eine asiatische Finanzkrise dem Projekt zu. Um Geld zu sparen, konnte vorerst nur eine 292,4 Kilometer lange Teilstrecke fertiggestellt werden, nämlich von Seoul nach Daegu. Dafür wurde die Bestandsstrecke nach Busan elektrifiziert und modernisiert. Ein 57 Kilometer langer Abschnitt zwischen Cheonan und Daejeon war für Testfahrten vorgesehen und hatte daher zuerst betriebsbereit zu sein.
KTX-Streckennetz in Südkorea
Testfahrten in Frankreich und Südkorea
Der erste Vorserienzug konnte Ende Mai 1997 in La Rochelle, Frankreich, präsentiert werden. Ende 1997 gab es umfangreiche Testfahrten auf französischem Terrain. Ein Höhepunkt war der 18. Mai 1998, als er erstmals 300 km/h erreichte. Zwischen 1998 und 2000 wurden die zwölf TGV-Züge nach Südkorea verschifft. Die Auslieferung der ersten in Südkorea produzierten Garnitur erfolgte am 14. Juni 2002. Der KTX Nummer 13 erreichte am 6. September 2002 auf der Gyeongbu-Teststrecke genau 330 km/h.
Betriebsaufnahme der KTX-Züge
Im Januar 2004 begannen kommerzielle Versuchsfahrten, Mitte März startete der Vorlaufbetrieb und ab dem 1. April 2004 pendelten die ersten KTX-Garnituren fahrplanmäßig zwischen den Städten Seoul und Busan sowie zwischen Seoul und Mokpo. In der Einführungsphase standen 39 KTX-Züge zur Verfügung, davon hielt man vier Züge als Reserve bereit. Mit der Einführung des KTX sank die Fahrzeit von Seoul nach Busan bei zwei Zwischenhalten von über vier Stunden auf zwei Stunden vierzig Minuten.
Die Technik der KTX-Hochgeschwindigkeitszüge
Die KTX-Züge sind nahe Verwandte des TGV Réseau. Eine Zugkomposition ist jedoch mit 388 Metern deutlich länger. Die Antriebsverteilung gleicht denen der TGV-PSE- oder Eurostar-Züge. Das bedeutet, dass nicht nur die Drehgestelle der Triebköpfe angetrieben sind, sondern auch das jeweils folgende Drehgestell des ersten Mittelwagens. Ein KTX besitzt damit 12 angetriebene Achsen. Die beiden Triebköpfe und 18 Mittelwagen werden durch eine Motorenleistung von insgesamt 13.200 kW innerhalb von sechs Minuten auf 300 km/h beschleunigt. Jeder Triebkopf versorgt neun Mittelwagen mit Energie. Im Gegensatz zum französischen TGV Réseau ist der KTX nur für ein Bahnstromsystem ausgelegt; die Oberleitungsspannung liegt bei 25 kV 60 Hz. Als Bremssystem kommt unter anderem eine Rekuperationsbremse zum Einsatz, die den Zug innerhalb von 6400 Metern aus 300 km/h zum Stillstand abbremst. Aufgrund des hohen Tunnelanteils ist der KTX druckdicht ausgeführt.
Der Fahrgastbereich im KTX
Durch die enorme Länge des Zuges verfügt eine KTX-Einheit über insgesamt 965 Sitzplätze: 808 in der zweiten Klasse, 127 Sitzplätze der ersten Klasse sowie insgesamt 30 Klappsitze bei den Wagenübergängen. Nur in der ersten Klasse können die Sitze in Fahrtrichtung gedreht werden. Ein weiterer Service der ersten Wagenklasse ist der Kopfhöreranschluss an den Sitzen zum Empfang von vier Audiokanälen. In beiden Wagenklassen sind Bildschirme an den Decken montiert, über denen unter anderem das Fahrgast-Informationssystem läuft. Einen Speisewagen sucht man vergeblich. Stattdessen versorgen Automaten sowie eine Minibar die Fahrgäste mit kleinen Snacks. Übrigens ist die Innenausstattung feuerbeständig und erfüllt die gleichen Normen wie ein Eurostar-Zug.
Zug- / Baureihenbezeichnung: | KTX (Korea Train eXpress) |
Einsatzland: | Südkorea |
Hersteller: | Alstom (Frankreich) Eukorail Ltd. (Frankreich/Korea) Hyundai, Daewoo, Rotem, Samsung, Hanjin, CSEE Transport, LG Industries (Korea) |
Anzahl der Züge: | 46 Züge |
Zugtyp: | Triebzug |
Anzahl der Triebköpfe: | 2 Triebköpfe |
Anzahl der Mittelwagen: | 18 Mittelwagen |
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant: | 127 / 808 / --- (965 insg.) |
Sitzplätze im Detail: | +30 Klappsitze |
Baujahre: | 1995–2004 |
Inbetriebnahme: | 01.04.2004 |
Spurweite: | 1435 mm |
Stromsystem(e): | 25 kV / 60 Hz |
Zugleitsystem(e): | TVM 430 ATS |
Höchstgeschwindigkeit bei Versuchsfahrten: | 330 km/h |
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit: | 300 km/h |
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst: | 300 km/h |
Motoren: | 12 Synchronmotoren |
Antriebsleistung des Zuges: | 13.200 kW ( laut KTX-Website: 13.560 kW ) |
Jakobsdrehgestelle: | Ja |
Neigetechnik: | Nein |
Zug fährt auch in Traktion: | Nein |
Anzahl der Achsen / davon angetrieben: | 46 / 12 |
Achsformel: | Bo'Bo'+Bo'2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2' 2'Bo'+Bo'Bo' |
Federung: | Luftfederung |
Länge / Breite / Höhe der Triebköpfe: | --- / 2904 / --- mm |
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen: | --- / 2904 / --- mm |
Achslast (maximal): | 17 t |
Leergewicht: | 701 t |
Zuglänge: | 388,104 m |