TGV M: Alstoms Avelia Horizon TGV der 4. Generation

TGV M im Alstom-Werk La Rochelle – 09.09.2022 © Olivier Schindler, Alstom Press

TGV M im Alstom-Werk La Rochelle – 09.09.2022 © Olivier Schindler, Alstom Press

Überblick

2018 bestellte die französische Staatsbahn SNCF beim französischen TGV-Hersteller Alstom 100 Hochgeschwindigkeitszüge der vierten Generation.[1][2] Die „TGV M“ genannten, 350 km/h schnellen Hochgeschwindigkeitszüge basieren auf der von Alstom entwickelten Avelia-Horizon-Plattform. Im Vergleich zum TGV Duplex sind die neuen Doppelstock-Garnituren sowohl in der Anschaffung als auch im Betrieb günstiger. Zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris sollten die ersten Einheiten in Betrieb gehen.[3] Ende 2023 wurde die Einführung des TGV-M für den Personenverkehr auf voraussichtlich 2025 verschoben.[12]

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Neue TGV-Züge sollen TGV-PSE- und TGV-A-Garnituren ersetzen

Noch heute verrichten einige Garnituren der ersten TGV-Generation ihren Dienst bei der französischen Staatsbahn SNCF, die bereits seit 1981 im Einsatz stehen. Auch wenn sie mehrfach renoviert und technisch generalüberholt wurden, können sie nicht ewig wiederaufgearbeitet werden. Auch die TGV-Atlantique-Flotte hat bereits über 30 Betriebsjahre hinter sich. Sowohl die TGV PSE als auch die TGV A müssen daher zeitnah durch neue Hochgeschwindigkeitszüge ersetzt werden.[4]

Die SNCF setzt bereit seit vielen Jahren auf das Erfolgsmodell TGV Duplex, um möglichst viele Fahrgäste pro Zug unterbringen zu können. Allerdings sind Alstoms bisherige Doppelstockzüge nicht gerade günstig in der Anschaffung. Auch die Energie- und Wartungskosten pro Sitzplatz sind für heutige Verhältnisse zu teuer geworden – schließlich müssen die Superzüge der SNCF mit den „Billig“-Airlinern und günstigen Fernbusunternehmen konkurrieren.[5] Der französische TGV-Hersteller und der Betreiber Voyages SNCF waren sich dessen bewusst und spielten Anfang der 2000er Jahre mit dem Gedanken, einen sogenannten „TGV Duplex Grande Capacité“ herzustellen. Statt ein Langzug aus zwei Zügen mit insgesamt vier Triebköpfen zu bilden, sollten die beiden Triebköpfe in der Zugmitte durch teilmotorisierte Mittelwagen ersetzt werden.[6] Doch das Konzept setzte sich nicht durch.

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Die SNCF bestellt den TGV M bei Alstom

Seit einigen Jahren bildet der Markenname „Avelia“ das Dach für die verschiedenen Hochgeschwindigkeitszug-Produkte von Alstom. Dazu gehören die aktuellen Pendolino-Baureihen, der Automotrice Grande Vitesse (AGV) und der TGV (Euro-)Duplex.[7]

2015 äußerte die SNCF die Absicht, ihre TGV-Flotte zu verjüngen. Im September 2016 fiel die Wahl auf Alstom als Partner, um die Rahmenbedingungen für eine neue TGV-Serie zu erarbeiten. Unter dem Begriff „Avelia Horizon“ wurde eine flexibel anpassbare Generation von Hochgeschwindigkeitszügen für nationale und internationale Einsatzgebiete entworfen.[8] Im Juli 2018 stand das gemeinsam erarbeitete Konzept, und seitens der SNCF wurde eine Bestellung von 100 Avelia-Horizon-Hochgeschwindigkeitszügen ausgelöst.[1]

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Der TGV M im Vergleich zum TGV (Euro-)Duplex

Die TGV-Duplex-Familie umfasst inzwischen rund 250 Garnituren in vier Generationen und ist sowohl bei den Fahrgästen als auch beim Betreiber Voyages SNCF sehr beliebt. Die Züge sind äußerst zuverlässig und fassen viele Fahrgäste. Doch der TGV M sticht den TGV Duplex in vielerlei Hinsicht aus.

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Ein modularer TGV

TGV M steht für TGV Modulaire (auch: modulable oder modularité).[9] Tatsächlich ist der Hochgeschwindigkeitszug sehr modular aufgebaut und kann äußerst flexibel auf Veränderungen des Marktes angepasst werden. Wahlweise können 7, 8 oder 9 Mittelwagen eingereiht werden. Die Sitzplätze sind variabel platzierbar. Schnell lässt sich die erste Klasse in eine zweite Klasse umkonfigurieren oder Abstellbereiche für Rollstühle und Gepäck schaffen. Bis zu 740 Sitzplätze lassen sich in einem TGV M unterbringen; ein TGV Duplex bietet derzeit maximal 600 Reisenden einen Sitzplatz.[10]

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Der TGV M ist umweltfreundlicher und günstiger als der TGV Duplex

Die neue Gestaltung der kürzeren Triebköpfe und Verbesserungen bei der Motorisierung reduzieren den Energieverbrauch um 20 Prozent. Alstom gibt an, dass der TGV M bis zu 32 Prozent weniger CO2-Emissionen verursachen wird. Außerdem seien 97 Prozent des Zuges nach Ende seiner Lebensdauer recycelbar; wertvolle Ressourcen können wiederverwertet werden. Die Herstellungs- und damit die Anschaffungskosten konnten um 20 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig liegen die Wartungskosten um 30 Prozent unter denen eines TGV Duplex. Dazu trägt unter anderem eine neue Echtzeitüberwachung der Komponenten im und am Zug bei. Bauteile werden nun nicht mehr nach einem starren Zeitplan ausgewechselt, sondern erst, wenn sie wirklich ersetzt werden müssen.[10]

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Höherer Komfort für die Fahrgäste

LTE und WiFi sind Kernkomponenten im TGV M. Die Technik ist für neuere und zukünftige Standards wie 5G bereits vorbereitet. Das soll für einen ungehinderten und schnellen Internetzugang während der ganzen Reise sorgen. Zudem können sich Rollstuhlfahrer und körperlich eingeschränkte Fahrgäste über eine größere Barrierefreiheit freuen.[10]

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Konstruktion, Versuchsfahrten und Einsatzbeginn des TGV M

Die TGV-M-Hochgeschwindigkeitszüge werden in den Alstom-Werken in La Rochelle (Mittelwagen) und Belfort (Triebköpfe) gefertigt. Zuerst werden zwei Prototypen hergestellt.[3] Seit dem 7. Dezember 2022 absolviert ein neunteiliger TGV M ein umfangreiches Testprogramm auf dem Eisenbahnversuchsring im tschechischen Velim. Die aus zwei Triebköpfen und sieben Mittelwagen bestehende Garnitur erreichte innerhalb von einer Woche 200 km/h, was die maximale Geschwindigkeit auf der Versuchsstrecke für Eisenbahnfahrzeuge ist. Getestet werden das Bremssystem, die Stromabnehmer sowie das Zusammenspiel von Rad und Schiene und die Zugbeeinflussungssysteme. Weiterhin stehen Versuche in der Klimakammer in Wien an, um zu sehen, wie resistent der Zug gegenüber starker Sonneneinstrahlung, Wind und Kälte ist. Anschließend erfolgen Hochtastfahrten bis 320 km/h auf dem französischen Hochgeschwindigkeitsnetz der SNCF.[11] Der Plandienst mit den ersten TGV-M-Zügen war für 2024 angepeilt – pünktlich zu den Olympischen Spielen in Paris.[3] Ende 2023 hieß es jedoch, dass der Fahrgastbetrieb erst 2025 starten soll.[12]

Technische Daten:
Zug- / Baureihenbezeichnung:TGV M
Einsatzland:Frankreich
Hersteller:Alstom
Herstellungskosten pro Zug:25 Mio. Euro
Anzahl der Züge:115 Züge
Anzahl der Züge im Detail:1. Bestellung: 100 Züge
2. Bestellung: 15 Züge
Zugtyp:Triebzug
Anzahl der Triebköpfe:2 Triebköpfe
Sitzplätze im Detail:Sitzplatzangebot insgesamt: 740
Baujahre:2020–2031
Inbetriebnahme:2024
Spurweite:1435 mm
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit:350 km/h
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst:320 km/h
Jakobsdrehgestelle:Ja
Neigetechnik:Nein
Zug fährt auch in Traktion:Ja

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Quellenangaben

  1. „Alstom receives an SNCF order for 100 next-generation very high speed trains“, Alstom Press Release, 26.07.2018.
  2. Offiziell zählt Alstom den AGV nicht zur TGV-Familie dazu. Ansonsten wäre der AGV die vierte und der TGV M die fünfte Generation.
  3. Lubomir Cech: „[FR] Avelia Horizon for SNCF under construction + design competition + video“, Railcolor, News vom 26.11.2020.
  4. „French government to order 100 ‚TGVs of the future‘“, Railway Gazette International, News vom 23.03.2018.
  5. „SNCF plans TGV efficiency drive to compete with air and bus“, Railway Gazette, News vom 11.01.2018.
  6. „La SNCF demain – Le TGV Duplex grande capacité“, entreprise-sncf.com, aufgerufen am 02.08.2006.
  7. „Solutions: Rolling stock“, https://www.alstom.com/our-solutions/rolling-stock, aufgerufen am 10.07.2021.
  8. „Alstom and SNCF develop next-generation TGV“, Railway Gazette International, News vom 07.09.2016.
  9. Frederic Boisdron: „LE TGV M - TGV DU FUTUR [En Route vers le Futur #20]“, Youtube Video, aufgerufen am 09.07.2021.
  10. „SNCF VOYAGEURS ET ALSTOM DÉVOILENT « LA MOTRICE » DU TGV M“, Communiqué de presse, Voyages SNCF, 26.05.2021.
  11. „TGV M launches its first dynamic tests in the Czech Republic“, Alstom Press Release, 09.02.2023.
  12. „TGV M kommen erst 2025“, Der Mobilitätsmanager, 10.12.2023.