Shinkansen Serie E2 – Hochgeschwindigkeitszug in Japan
Shinkansen Serie E2, Variante J, auf den Nagano-Shinkansen bei Karuizawa. – 18.02.1998 © Wikipedia: DAJF (CC BY-SA 3.0)
Nagano sollte bis 1997 an das Shinkansen-Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. Von Takasaki aus galt es eine Distanz von lediglich 117 Kilometern zu überbrücken.[6] Doch diese neue Schnellfahrstrecke führt über Alpenpässe. Lange, schneereiche Steigungs- und Tunnelabschnitte erforderten eine neue Fahrzeuggeneration von Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszügen. Außerdem stand die Eröffnung der Akita-Strecke im Norden Japans an. Zur Verstärkung der Serie E3 zwischen Tokio und Morioka wurden ebenfalls neue Züge benötigt.
Technik des Shinkansen der Serie E2
JR East, der Betreiber der Nagano-Shinkansen, ließ ab 1995 neue Hochgeschwindigkeitszüge herstellen – die Serie E2. Unter anderem waren Kawasaki, Hitachi und Nippon Sharyo am Bau von vorerst acht Fahrzeugen beteiligt. Siemens lieferte übrigens Kernteile der Traktionsausrüstung an den japanischen Partner Toshiba.[2]
Für damalige Verhältnisse war die Shinkansen Serie E2 modern und komfortabel. Die leistungsfähigen achtteiligen Garnituren sind mit Drehstrom-Antriebstechnik in der Lage, die 30-Promille-Steigungen bergauf mit 170 km/h zu bewältigen. Die Talfahrt erfolgt bei 210 km/h, wobei dank Drehstromtechnik der generierte Strom wieder ins Netz zurückgespeist werden kann und anderen Zügen teilweise wieder zur Verfügung steht. Auf ebenem Terrain erreichen die Shinkansen der Serie E2 bis 275 km/h. Durch die zweigeteilte Industriestromfrequenz müssen die Zügen mit zwei Frequenzen, nämlich 50 Hertz und 60 Hertz, zurechtkommen. Motorisiert sind alle Achsen der sechs Mittelwagen, nur die Endwagen sind antriebslos.[6]
Interessanterweise gab es eine deutsch-japanische Kooperation, um gemeinsam neue Hochleistungs-Drehgestelle zu entwickeln. Es ging in erster Linie um eine Gewichtsreduzierung bei gleichbleibend guten Fahreigenschaften. Insgesamt vier Fahrgestelle wurden bei Bombardier-Talbot und Sumitomo hergestellt – zwei für die Serie E2 und zwei für den ICE 2, wobei sie testweise jeweils in beiden Zügen zum Einsatz kamen.[3][4]
Der hohe Tunnelanteil der Strecke wirkte sich auch auf die Form der Züge aus. Erstmals wurde für den Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszug eine „entenschnabelförmige“ Nase gewählt.[6] Sie ist besonders aerodynamisch und sorgt für weniger Lärm bei Tunneleinfahrten. Auch sind die Garnituren 300 mm niedriger als die bisherigen Baureihen, um eine stabilere Wagenhülle zu schaffen.[1] Natürlich sind die Wagenkästen aus Aluminium-Leichtbauweise druckdicht ausgeführt.[1] Automatische Kupplungen erlauben das Fahren in Traktion mit Shinkansen-Zügen der Serien E3 und 200.[1][6]
Inneneinrichtung im Shinkansen Serie E2
Nicht nur das äußere Design ist ansprechend, sondern auch die inneren Werte punkten bei den Reisenden. Der Shinkansen Serie E2 wird im Fahrgastbereich als „ultramodern und komfortabel“ beschrieben, in der sich Reisende wohl fühlen können.[1] Die Sitzkonfiguration liegt in der Standard-Klasse bei 2+3 Sitzplätzen, in der sogenannten „Green Class“ herrscht eine 2+2-Bestuhlung vor. Selbst der Triebfahrzeugführer profitiert von einem besonders modernen Arbeitsplatz mit vielen Bildschirmelementen.[2]
Shinkansen Baureihe E2 im Betrieb
Ab 1995 rollten zwei Prototypen (S6 und S7) aus den Herstellerwerken, denn auch die Serienzüge sollten in zwei Varianten hergestellt werden – „N“ und „J“.
Shinkansen Serie E2 – N-Garnituren
Die Auslieferung der Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszüge der Serie E2 „N“ erfolgte zwischen März und September 1997. Pünktlich zu den Olympischen Winterspielen in Nagano im Jahr 1998 bildeten vorerst acht Triebwagenzüge den Grundstein des Shuttle-Service zwischen Tokio und dem Austragungsort.[1][2] Während dieser Zeit beförderte der Shinkansen insgesamt 650.000 Besucher.[6] Schließlich waren alle 13 N-Garnituren im Fahrplan integriert, darin eingeschlossen der ehemalige Versuchszug S6. Ab 2002 wurde auch der Prototyp S7 der N-Version zugeordnet. Alle diese Hochgeschwindigkeitszüge übernehmen bis auf den heutigen Tag die sogenannten „Asami“-Verbindungen auf den Nagano-Shinkansen. Von 2013 an wurden die N-Garnituren der Shinkansen Serie E2 generalüberholt.[8]
Shinkansen Serie E2 – J-Garnituren
Die Fertigung der E2-Züge der Version „J“ startete parallel mit denen der N-Version. Zwischen März 1997 und November 1999 erfolgte die Ablieferung an die Bahngesellschaft JR East. Auch diese Züge bestanden ursprünglich aus zwei nicht angetriebenen Endwagen und sechs Mittelwagen mit Allachsantrieb, doch wegen Kapazitätsengpässen bestellte die JR East Ende 2002 neue Mittelwagen, um daraus zehnteilige Einheiten zu formieren. Im Gegensatz zu den N-Varianten versteckt sich unter der Nase des nach Morioka zeigenden Endwagens eine automatische Kupplung, um mit Shinkansen-Garnituren der Serie E3 in Doppeltraktion fahren zu können. Einsatzgebiete sind die Schnellfahrstrecken von Tokio nach Niigata und Morioka. Inklusive dem Vorserienfahrzeug S7 gab es 15 „J“-Züge. Doch 2002 ordnete der Bahnbetreiber den Prototyp S7 der N-Flotte zu.[8]
Alle 14 achtteiligen Shinkansen der N-Version plus die 14 zehnteiligen Shinkansen der J-Variante bildeten die erste Generation der Baureihe E2.
Shinkansen-Netz
Shinkansen Serie E2-1000
Nahtlos an die Auslieferung der letzten J-Garnitur schloss sich die Herstellung einer neuen Subserie an, die unter dem Kürzel E2-1000 bekannt ist. Im Dezember 2000 kam ein achtteiliger Prototyp auf die Schienen, der sich in folgenden Punkten von seinen Vorgängern unterschied: größere Fenster, Schiebetüren, leisere Einholmstromabnehmer bei gleichzeitigem Wegfall der Anströmhauben sowie automatische Kupplungen an beiden Seiten des Zuges.
Es folgten insgesamt 24 zehnteilige Serienzüge. Dem Einsatzzweck entsprechend sind sie nur für eine Stromfrequenz von 50 Hertz geeignet und daher nur auf den Tōhoku- und Jōetsu-Shinkansen anzutreffen. Bei den Serienzügen sparte man jedoch wieder eine der beiden Kupplungen ein. Vornehmlich ersetzte die Subserie E2-1000 die alten Shinkansenzüge der Baureihe 200. Im April 2003 stellte ein Serienzug der Baureihe E2-1000 einen Geschwindigkeitsrekord auf dem Netz der JR East auf. Zwischen Urasa und Niigata beschleunigte der Shinkansen auf 362 km/h.[7][8]
Mit dem Shinkansen der Baureihe E2 gelang der japanischen Industrie ein Exporterfolg nach China. Dort verkehren 60 Hochgeschwindigkeitszüge als CRH2.[8]
Zug- / Baureihenbezeichnung: | Shinkansen Serie E2-1000 Variante „J“ |
Einsatzland: | Japan |
Hersteller: | Hitachi, Kawasaki Heavy Industries, Nippon Sharyo, Tokyu Car Corporation |
Anzahl der Züge: | 24 Züge |
Zugtyp: | Triebwagenzug |
Anzahl der Mittelwagen: | 8 Mittelwagen |
Anzahl der Endwagen: | 2 Endwagen |
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant: | 51 / 764 / --- (815 insg.) |
Baujahre: | 1999–2010 |
Inbetriebnahme: | November 2001 |
Spurweite: | 1435 mm |
Stromsystem(e): | 25 kV 50 Hz |
Zugleitsystem(e): | ATC-2, DS-ATC |
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit: | 275 km/h 275 km/h auf den Tōhoku Shinkansen 260 km/h auf Nagano Shinkansen |
Antriebsleistung des Zuges: | 9.600 kW ( 32 x 300 kW ) |
Jakobsdrehgestelle: | Nein |
Neigetechnik: | Nein |
Zug fährt auch in Traktion: | Ja |
Achsformel: | 2'2' + 8 x Bo'Bo' + 2'2' |
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen: | 25.000 / 3380 / --- mm |
Länge / Breite / Höhe der Endwagen: | 25.700 / 3380 / --- mm |
Zug- / Baureihenbezeichnung: | Shinkansen Serie E2 Variante „J“ |
Einsatzland: | Japan |
Hersteller: | Hitachi, Kawasaki Heavy Industries, Nippon Sharyo, Tokyu Car Corporation |
Anzahl der Züge: | 14 Züge |
Zugtyp: | Triebwagenzug |
Anzahl der Mittelwagen: | 8 Mittelwagen |
Anzahl der Endwagen: | 2 Endwagen |
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant: | 51 / 764 / --- (815 insg.) |
Baujahre: | 1995–1999 |
Spurweite: | 1435 mm |
Stromsystem(e): | 25 kV 50 Hz 25 kV 60 Hz |
Zugleitsystem(e): | ATC-2, DS-ATC |
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit: | 275 km/h 275 km/h auf den Tōhoku Shinkansen 260 km/h auf Nagano Shinkansen |
Antriebsleistung des Zuges: | 9.600 kW ( 32 x 300 kW ) |
Jakobsdrehgestelle: | Nein |
Neigetechnik: | Nein |
Zug fährt auch in Traktion: | Ja |
Achsformel: | 2'2' + 8 x Bo'Bo' + 2'2' |
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen: | 25.000 / 3380 / --- mm |
Länge / Breite / Höhe der Endwagen: | 25.700 / 3380 / --- mm |
Zug- / Baureihenbezeichnung: | Shinkansen Serie E2 Variante „N“ |
Einsatzland: | Japan |
Hersteller: | Hitachi, Kawasaki Heavy Industries, Nippon Sharyo, Tokyu Car Corporation |
Anzahl der Züge: | 14 Züge |
Zugtyp: | Triebwagenzug |
Anzahl der Mittelwagen: | 6 Mittelwagen |
Anzahl der Endwagen: | 2 Endwagen |
Baujahre: | 1995–1998 |
Inbetriebnahme: | März 1997 |
Spurweite: | 1435 mm |
Stromsystem(e): | 25 kV 50 Hz 25 kV 60 Hz |
Zugleitsystem(e): | ATC-2, DS-ATC |
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit: | 275 km/h 260 km/h auf Nagano Shinkansen |
Antriebsleistung des Zuges: | 7.200 kW |
Jakobsdrehgestelle: | Nein |
Neigetechnik: | Nein |
Zug fährt auch in Traktion: | Nein |
Achsformel: | 2'2' + 6 x Bo'Bo' + 2'2' |
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen: | 25.000 / 3380 / --- mm |
Länge / Breite / Höhe der Endwagen: | 25.700 / 3380 / --- mm |
Quellenangaben
- „Hokuriku and Tohoku Shinkansen Serie – New Standard in Shinkansen Transport“, Website von JR East, abgerufen am 27.07.1997.
- „Hochgeschwindigkeitstriebzug Shinkansen E2 für die Japanische Eisenbahn JR-East“, Website von Siemens, abgerufen am 13.04.1999.
- „Deutsch-japanische Kooperation bei Hochleistungs-Drehgestellen“, www.bahn.de, abgerufen am 10.03.2001.
- Koji Asano, Hitoshi Shiraishi, Koichi Sasaki: „Joint Development of Bogies between DB AG and JR East“, JR East Technical Review-No.1, Special edition paper, 03.12.2002, S. 33–37.
- „JR East announces details of new Hayate services to Hachinohe“, ehemalige Website „byun byun shinkansen“, News vom 14.05.2002.
- Dr. Helmut Petrovitsch: „Das Shinkansen-Hochgeschwindigkeits-Netz in Japan“, Eisenbahn-Revue International, 8–9/2002, S. 372, 375–377.
- Dave Fossett: „Shinkansen reaches speed of 362 km/h in tests“, Newsgroup misc.transport.rail.misc, 07.04.2003.
- „E2 Series Shinkansen“, englischsprachige Wikipedia, abgerufen am 03.09.2014.