Shinkansen Serie E6 – Hochgeschwindigkeitszug in Japan
JR East E6 Hochgeschwindigkeitszug – © rodriguez428
Entwicklung der Shinkansen Serie E6
1997 nahm der Betreiber JR East die Umbaustrecke von Morioka nach Akita in Betrieb. Sie ist jedoch keine Schnellfahrstrecke, denn es wurden lediglich die alten kapspurigen Gleise durch Normalspurgleise ersetzt. Das schmale Lichtraumprofil und die engen Kurven konnten nicht beseitigt werden. Als Rollmaterial kamen nur Hochgeschwindigkeitszüge in Frage, die auf die engen Trassierungsradien und das schmale Lichtraumprofil abgestimmt sind. Die Industrie fertigte dafür die Shinkansen-Züge der Serie E3 an, die seit 1997 als „Mini-Shinkansen“ ihren Dienst verrichten.
Die inzwischen in die Jahre gekommenen Züge der Baureihe E3 müssen bald von einer neuen Shinkansen-Generation abgelöst werden. Im Rahmen des Versuchsprogramms FASTECH 360 entstanden zwei Experimentalzüge. Einer davon wurde im Jahr 2006 als „Fastech 360Z“ der Öffentlichkeit vorgestellt und erhielt die Nummerierung E955, bzw. die Bezeichnung S10. Mit diesem sechsteiligen Versuchszug wurden umfangreiche Probefahrten sowohl auf der Tōhoku-Shinkansen als auch später auf der Akita-Shinkansen durchgeführt. Die daraus resultierten Erfahrungen waren die Grundlage für eine neue Mini-Shinkansen-Generation: der Serie E6.[1]
Shinkansen E6 im Einsatz
Ein bewährtes Konsortium, bestehend aus Hitachi und Kawasaki, bekam den Zuschlag zur Herstellung von 23 siebenteiligen Serienzügen sowie eines Prototypen. Im Juli 2010 begannen die Hochtastfahrten mit dem Vorserienzug. Noch im selben Jahr fing die Serienproduktion der übrigen Garnituren an.[2] Reisen konnte man mit dem Mini-Shinkansen E6 als „Super Komachi“ ab dem 16. März 2013.[5] Vorerst waren vier Fahrten pro Richtung und Tag vorgesehen — bei einer Höchstgeschwindigkeit von 300 km/h. Dabei fuhren die E6 zwischen Tokio und Morioka als „Hayate“ immer in Doppeltraktion mit einer Shinkansen-Garnitur der Baureihe E5. Seit dem 15. März 2014 jagen die Züge auf der Tōhoku-Shinkansen mit 320 km/h Maximalgeschwindigkeit. Zwischen Morioka und Akita schleichen die E6 dagegen mit gemächlichen 130 km/h.[3]
Shinkansen-Netz
Die Technik der Serie E6
Viele Hauptmerkmale der E6-Serienfahrzeuge wurden vom FASTECH 360Z übernommen. Auffallend ist in erster Linie die 13 Meter lange „Nase“ der 22,8 Meter langen, nicht-motorisierten Endwagen. Mit der lang gezogenen Zugspitze wird dem Tunnelknall wirkungsvoll entgegengewirkt. Um dennoch die gleiche Sitzplatzkapazität wie das Vorgängermodell anbieten zu können, musste ein weiterer, siebter Mittelwagen eingefügt werden. Angesichts der engen Kurvenradien der Umbaustrecke nach Akita fallen die Wagen nicht nur schmal, sondern auch recht kurz aus. Eine siebenteilige Garnitur mit zwei antriebslosen Endwagen und fünf Motorwagen ist dementsprechend auch nur 148 Meter lang. Erwähnenswert ist außerdem die aktive Federung der Fahrzeuge. Sie ermöglicht einerseits eine möglichst sanfte Fahrt bei 320 km/h, andererseits kann, durch die Variierung des Luftdrucks in den Bälgen, der Wagenkasten um 1,5 Grad geneigt werden, was dem Fahrkomfort in engen Kurven zugute kommt.[1]
Serie E6 Inneneinrichtung
Natürlich wirkt sich der schmale Wagenquerschnitt auch auf die Platzverhältnisse im Shinkansen der Serie E6 aus. Wie bereits beim E3 der Fall, ist sowohl in der „Green Class“ mit 23 Sitzplätzen als auch in der „Standard Class“ mit 315 Sitzen immer eine 2+2-Bestuhlung vorzufinden. Der Sitzplatzabstand in der quasi ersten Klasse beträgt 116 Zentimeter, in dem Gegenstück zur hiesigen zweiten Klasse sind die Sitze 98 Zentimeter auseinander. Weitere Vorzüge des E6 sind Steckdosen an jedem Sitzplatz, behindertengerechte Toiletten und Videoüberwachung der Eingangsbereiche.[2][3]
Zug- / Baureihenbezeichnung: | Shinkansen Serie E6 |
Einsatzland: | Japan |
Hersteller: | Hitachi, Kawasaki Heavy Industries |
Anzahl der Züge: | 24 Züge |
Anzahl der Züge im Detail: | 1 Vorserienzug 23 Serienzüge |
Zugtyp: | Triebwagenzug |
Anzahl der Mittelwagen: | 5 Mittelwagen |
Anzahl der Endwagen: | 2 Endwagen |
Anzahl der Sitzplätze 1. / 2. Klasse / Restaurant: | 23 / 315 / --- (338 insg.) |
Baujahre: | 2008–2014 |
Inbetriebnahme: | 16.03.2013 |
Spurweite: | 1435 mm |
Stromsystem(e): | 25 kV AC, 50 Hz (Tōhoku Shinkansen) 20 kV AC, 50 Hz (Akita Shinkansen) |
Zugleitsystem(e): | DS-ATC, RS-ATC, ATS-P |
Technisch zugelassene Höchstgeschwindigkeit: | 320 km/h |
Höchstgeschwindigkeit im Plandienst: | 320 km/h |
Jakobsdrehgestelle: | Nein |
Neigetechnik: | Ja ( 1,5° ) |
Zug fährt auch in Traktion: | Ja |
Anzahl der Achsen / davon angetrieben: | 28 / 20 |
Achsformel: | 2'2' + Bo'Bo' + Bo'Bo' + Bo'Bo' + Bo'Bo' + Bo'Bo' + 2'2' |
Federung: | Aktive Luftfederung |
Länge / Breite / Höhe der Mittelwagen: | 20.500 / 2945 / 3650 mm |
Länge / Breite / Höhe der Endwagen: | 22.825 / 2945 / 3650 mm |
Leergewicht: | 453,5 t |
Zuglänge: | 148,65 m |
Quellenangaben
- „JR-East prepares to test Series E6“, Railway Gazette International, 02.03.2010.
- „Series E6 mini-Shinkansen trainset unveiled“, Railway Gazette International, 14.07.2010.
- „JR East unveils Super Komachi high speed train“, Railway Gazette International, 27.11.2012.
- „320-kph Hayabusa matches world speed record“, The Japan Times, 17.03.2013.
- „JR East introduced 320 km/h running“, Railway Gazette International, 19.03.2013.
- „Overview of New Shinkansen (E6 Series) Mass-Production Prototype“, East Japan Railway Company, 17.02.2010.